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Museum Tinguely

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Jean Tinguely
(Museum Tinguely)

Tinguely war als junger Mann am Ende des Zweiten Weltkrieges mit der grauenhaften Tatsache der massenhaften Vernichtung menschlichen Lebens (sei es durch die Tötungsmaschinerie der Nazis oder durch die Atombombe) konfrontiert worden. Im MENGELE-Totentanz wirkte zudem die kurz vorher selbst erfahrene Todesbedrohung anlässlich seiner schweren Herzoperation nach.

Tinguely war von Kindheit an eng vertraut mit der spätmittelalterlichen Bilderwelt des Totentanzes. Dieser ist in der Basler Kunst mit dem Predigertotentanz und Holbeins Imagines mortis mit äusserst qualitätvollen und berühmten Beispielen vertreten. Aus diesem Grund war es Tinguely ein wichtiges Anliegen, den MENGELE-Totentanz in der Stadt seiner Kindheit und Jugend aufgehoben zu wissen. Hier fand er auch die notwendige mäzenatische Unterstützung zur Realisierung seines Plans, den gesamten MENGELE-Totentanz in einem speziell dafür geschaffenen Raum aufzustellen. Die Ausführung dieses Projektes durch den Künstler selbst wurde zwar durch seinen Tod 1991 verhindert. Die Aufgabe, seine Vision zu verwirklichen, jedoch war letztlich der Anstoss für die Gründung des Museums Jean Tinguely.

Schon in der zweiten Jahreshälfte 1987 während seiner grossen Retrospektive im Palazzo Grassi in Venedig hatte Tinguely die Skulpturengruppe in der kleinen Kirche San Samuele präsentiert. So offenbarten sich die deutlichen Analogien zu den spätmittelalterlichen und barocken Vorbildern. Die Idee einer Aufstellung des MENGELE-Totentanzes in einem speziell geschaffenen, kirchenähnlichen Raum beschäftigte Tinguely denn auch in der Folgezeit immer wieder. Die Neupräsentation der Werkgruppe baut auf diesen Vorstellungen des Künstlers auf. Sie bildet die Gelegenheit, die Verankerung von Tinguelys Gruppe in der jahrhundertelangen Tradition des Totentanzes und verwandter Darstellungen anschaulich zu machen: Der erste Raum der Ausstellung ist der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Totentanz seit dem ausgehenden Mittelalter gewidmet; dass hierbei keine enzyklopädische Übersicht angestrebt wird, versteht sich angesichts der Fülle von Material von selbst: Die nahezu unüberschaubare Zahl von Darstellungen des Totentanzes, deren Erforschung inzwischen einen ganzen Wissenschaftszweig ausmacht, belegt eindrücklich die fortdauernde Attraktivität des Themas bis in die jüngste Zeit. Die Ausstellung beschränkt sich daher weitgehend auf die Basler Tradition, die Tinguely nachweislich selbst gekannt hat, ganz gemäss seinem Ausspruch: "In Basel lebte ich mit dem Totentanz."

Mehr unter www.tinguely.ch